Nach der Frage „warum reden alle nur über die Anzahl der Themen, statt über die wesentlichen IROs?“, hier ein Versuch der Hilfestellung zur Frage „wie ermittelt man denn nun am besten seine wesentlichen Impacts“❓
Dafür beispielhaft die Vorgehensweise, die bei einem deutschen Energieversorger gewählt wurde, um im Rahmen der Impact Materiality auf der ESRS-Themen-Ebene die wesentlichen Impacts (Inside-Out-Perspektive) zu ermitteln.
Wir haben uns dafür entschieden die Impacts – genauer die Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Menschen – für unsere bereits vorab ermittelten 11 (sehr unterschiedlichen) wesentlichen Themen in einem vorab genau definierten einheitlichen Prozess zu erarbeiten um eine Vergleichbarkeit zu ermöglichen. Hierfür haben wir uns für eine Experten-Workshop-Reihe entschieden und das Ganze so aufgesetzt, dass wir für alle 11 Themen jeweils 2 Workshops durchgeführt haben.
Im 1️⃣. Workshop ging es jeweils um die Ermittlung der Impacts innerhalb des wesentlichen Themas. Dazu haben wir uns genau angeschaut um was geht es in dem jeweiligen Themen-Standard, welcher Teil der Wertschöpfungskette ist hier relevant? Um dann zu schauen wer sind die richtigen Teilnehmer für diese Workshops? Wer bringt das nötige Fachwissen mit und wer ist in der Lage sich als Proxy in die verschiedenen Stakeholder reinzudenken? In diesen geführten Experten-Workshops, für die uns eine externe Moderatorin unterstützt hat, wurden die Teilnehmer angeleitet und unterstützt die Impacts zu eruieren und sie sauber zu formulieren. Letzteres war ein Learning aus der GRI-Wesentlichkeitsanalyse mit den positiven und negativen Impacts aus dem Vorjahr; eine allgemeine Formulierung oder gar nur ein Stichwort, wie z.B. Extremwetterereignisse, ist wenig hilfreich, um einen Impact tatsächlich zu bewerten. Stattdessen muss man genau wissen wer, von wem, durch was beeinflusst wird.
Nachdem wir für alle wesentlichen Themen die Impacts ermittelt, sauber ausformuliert und der entsprechenden Wertschöpfungsstufe zugeordnet haben, wurden sie gesammelt in eine Liste übertragen. In einem eigens konzipierten Bewertungstool wurden die Bewertungsanforderungen der EFRAG umgesetzt und soweit möglich automatisiert, um die Komplexität zu reduzieren. So haben wir zunächst die Unterscheidung, ob es sich um einen positiven oder negativen Impact handelt, vorgenommen, gefolgt von der Auswahl tatsächlich oder potenziell. In Abhängigkeit davon ändern sich die anzuwendenden Kriterien für den Schweregrad oder die Wahrscheinlichkeit. Neben den Bewertungskriterien, wurde noch der Zeithorizont, der Teil der Wertschöpfungskette und ob mit dem jeweiligen Impact eventuell eine Menschenrechtsverletzung in Verbindung stehen könnte, abgefragt, und letzteres gesondert ausgewiesen. Vorab haben wir die Bewertungskriterien genau definiert, die Skalen festgelegt und vor dem zweiten Workshop allen Teilnehmern ein Handout mit den Bewertungskriterien zukommen lassen.
In diesem 2️⃣. Workshop ging es dann um die Bewertung der vorab ermittelten Impacts. Gemeinsam wurde das Bewertungsschema angewandt und für jeden Impact eine Bewertung nach dem Kollegialprinzip getroffen; das heißt die Teilnehmer haben miteinander diskutiert, bis man sich bei jedem Bewertungskriterium auf eine jeweilige Bewertung geeinigt hat. Die dabei geführte Diskussion wurde von der Moderatorin festgehalten, so dass man im Nachhinein diese wichtigen Informationen noch nachvollziehen kann.
So wurden im Rahmen eines jeden wesentlichen Themas die ermittelten Impacts einheitlich bewertet und es ergaben sich nach Anwendung der festgelegten Schwellenwerte die als wesentlich eingestuften Impacts. Für die Festlegung der Schwellenwerte sind wir der Ursprungsintention der EFRAG gefolgt und haben den Fokus auf die negativen Impacts gelegt, um zu vermeiden, dass die positiven Impacts überproportional abgebildet sind und damit ein verzerrtes Bild der Auswirkungen der unternehmerischen Tätigkeit geben.
Im nächsten Schritt gilt es die ermittelten wesentlichen Impacts mit den im Rahmen der Financial Materiality ermittelten Chancen & Risiken (Risks & Opportunities) zusammen zu bringen, um hieraus die wesentlichen IROs abzubilden und mit diesen dann an den Strategien der einzelnen Themen weiterzuarbeiten.
Was sind Eure Meinungen oder Anregungen ❓❔❓ Wie seid ihr vorgegangen❔